Einzelhandel vs. Online-Handel? Wird der Einzelhandel durch den Online-Handel verdrängt?

Wenn man den Diskussionen der sozialen Medien, in den vergangenen Wochen Beachtung geschenkt hat, wurde ein Thema intensiv und hitzig diskutiert: Einzelhandel vs. Online-Handel. Besonders der Sonntag spielt hierbei eine zentrale Rolle, denn Einzelhändler und Handelsketten plädieren für lockerere Öffnungszeiten und einen verkaufsoffen Sonntag, um gegenüber dem Online-Handel konkurrenzfähig zu bleiben. Zugegebenermaßen ist die Furcht der stationären Händler nicht ganz unbegründet: Smartphones, Tablets, PCs, Laptops, Wearables und zuletzt Voice Services, wie Alexa und Homepod erleichtern es dem Kunden seine Einkäufe bequem von zu Hause zu tätigen. So machte der Online-Handel laut BMWi im Jahr 2016 rund zehn Prozent des gesamten deutschen Einzelhandelsvolumens aus. Tendenz steigend. 

Die Einzelhändler machen hierfür besonders die Einschränkungen durch begrenzte Öffnungszeiten verantwortlich. Vernachlässigt werden dabei andere Vorteile, die der Online-Handel bietet z.B. das unendliche Angebot an Produkten, die Vergleichbarkeit von Preisen, die Informationsdichte über ein Produkt und die weltweite Reichweite. Ein Vorteil, der mit dem Erwachsenwerden der digital natives eine entscheidendere Rolle spielen, wird ist der Kauf on-demand. Schon heute spielt sich ein Großteil unseres Alltags online ab und vor allem, wenn es um Unterhaltung geht. Wir streamen beispielsweise Filme oder YouTube-Videos und ein spontanes Kaufinteresse zu einem Produkt entsteht. Statt in den Bus zu steigen und durch Menschenmengen zu drängeln, um lange an Kassen zu stehen, können wir unser Kaufbedürfnis sofort online befriedigen. Die kostenlose Lieferung sparen zudem Zeit und Nerven. Online-Händler legen großen Wert auf die User-Experience, ständig werden Produktpräsentation und das Kauferlebnis optimiert. Chat-Bots und Live-Chats sollen den Kundenberater im Shop ersetzen und der erwartete VR Trend wird dem Online-Handel die Möglichkeit geben das Kauferlebnis noch greifbarer zu machen. 

Doch was bedeutet das nun für den Einzelhändler? Ein Wandel im Verkauf findet bereits statt und ist auch nicht mehr aufzuhalten, dies belegen zuletzt auch die Zahlen des BMWi. Darüberhinaus sollten sich Einzelhändler vom Online-Handel nicht entmutigen lassen. Denn der Einzelhändler hat bereits die notwendige Infrastruktur. Denn Ware und Lager bestehen bereits. Lediglich die Logistik und eine Shop-Software mit einem Warenwirtschaftssystem müssen hinzugefügt werden. Wenngleich viele das Ende des Einzelhandels voraussagen, ist dem nicht so. Dem Kunden muss ein Mehrwert geboten werden, um sich in den stationären Handel zu begeben. 

Der Brillenhändler Ace and Tate, welcher den meisten als Online-Händler bekannt ist, macht es gut vor. In allen größeren Städten wurden Ladengeschäfte eröffnet. Dort kann man die Brillen testen, aufsetzten, einen Sehtest machen, sich beraten lassen und die Brillen bestellen. Wie der Einzelhandel, der Zukunft aussehen könnte, zeigt auch Media Markt in seinem Digital Store in Barcelona. Dort wird auf 400 qm ein neues Filialkonzept getestet. Dort sind die wenigsten Produkte physisch ausgestellt, stattdessen kann man auf riesigen Screens Produkte vergleichen und Rezensionen lesen. Viel Wert wird auf das testen von Produkten gelegt, so gibt es beispielsweise die Möglichkeit VR-Brillen zu testen und vieles mehr. Besonders spannend ist die Möglichkeit 24/7 Produkte vor Ort abzuholen, egal ob im stationären Handel vorbestellt, oder im Onlineshop gekauft. 

 Für den Kunden muss es also nicht zwangsläufig entweder oder heißen. Beide Einkaufsmöglichkeiten sind erwünscht. Und die Zukunft des Einzelhandels wird sehr verwoben mit der des Online-Handels sein. Der Online-Handel sollte daher viel weniger als Konkurrenz des stationären Handels und stattdessen als ein weiterer Absatzkanal betrachtet werden. So oder so sollte der „Seamless Customer Journey“ im Fokus jedes Händlers stehen.